Für eine Zukunft mit dem Geburtshaus MAJA
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Im März 2020 erfuhren wir vom Verkauf des Hauses Schönfließerstraße 13/ Paul-Robeson-Straße 38 an einen Investor. In dem Mietshaus in Berlin Prenzlauer Berg wohnen viele langjährige Mieter*innen, in den Gewerberäumen des Erdgeschosses ist seit 28 Jahren das Geburtshaus MAJA am Arnimplatz. Auf den Eigentümerwechsel folgte
umgehend die Kündigung der Gewerberäume zum 31.12.2020. Neue Eigentümerin ist die Aramid Immobilien GmbH & Co KG mit Sitz in München.
Das rücksichtslose und profitorientierte Verhalten von Investoren auf dem Immobilienmarkt in Berlin und deutschlandweit ließ uns sofort nach der Nachricht vom Verkauf des Hauses aktiv werden. Wir haben uns zügig mit den anderen Häusern vernetzt und herausfinden können, dass der Antrag auf Negativzeugnis und Kaufvertrag bereits im November 2019 dem Bezirksamt Pankow vorlag. Der Bezirk Pankow teilte schriftlich auf Nachfrage von Mieter*innen mit, dass aufgrund von personellen Engpässen die Prüfung einer möglichen Ausübung des Vorkaufsrechts nicht realisiert werden konnte. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen konnte keine Amtshilfe leisten. Die Folge dieses Amts-Nichthandeln ist: Keinerlei Mieterschutz in Form einer Abwendungsvereinbarung, trotz Milieuschutzgebiet. Für Gewerbe: Gibt es ohnehin keinen Mieterschutz.
Seit 1992 ist das Geburtshaus Maja am Arnimplatz ein wichtiger Ort für selbstbestimmtes Gebären und für eine bedürfnisorientierte Begleitung von vielfältiger Familienwerdung. Über 4600 Geburten wurden in den Räumlichkeiten bisher begleitet und immer wieder kehren Familien und Hebammen an diesen vertrauten Ort zurück.
Durch den Verlust unserer Räumlichkeiten wird eine weitere Möglichkeit für eine freie Geburtsortswahl verschwinden und die Unterversorgung durch Hebammen verschärft. Das Geburtshaus ist ein Ort der Begegnung im Kiez und ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsförderung von Beginn der Schwangerschaft an bis zum Ende der Stillzeit.
Das Angebot des neuen Eigentümers für einen neuen Mietvertrag ab 2021 zeigt klar, dass an einem langfristigen Fortbestehen des Geburtshauses kein Interesse besteht: Die nahezu 100% Mietsteigerung und eine jährliche Staffelmiete von 3 % stehen in keinem Verhältnis zu einem nicht profitorientierten Unternehmen, wie es ein Geburtshaus ist. Die Einnahmen eines Geburtshauses sind durch die Gebührenverordnung der Krankenkassen festgelegt und eine Steigerung analog zur Mieterhöhung kann nicht stattfinden.
Die Schließung des Geburtshauses am Arnimplatz wäre ein großer Verlust und würde gewachsene Sozialstrukturen unwiederbringlich zerstören. Das Geburtshaus an diesem Standort ist fester Teil des Kiezlebens!
Wir Hebammen haben uns zu der Kampagne #MAJAbleibt zusammengeschlossen:
- Wir wollen nicht, dass unsere Geburtsräume den Interessen Einzelner und der Profitmaximierung zum Opfer fallen!
- Wir wollen gemeinsam gegen die Verwertung unserer Kieze und für die Aufwertung sozialer Strukturen und selbstorganisierter Begegnungsorte kämpfen!
„Was das Geburtshaus Maja den Familien rund um die Geburt an Fürsorge zur Verfügung stellt, sollte Standard werden und nicht länger als netter Luxus gelten. Betongoldinteressen bedrohen auch hier diesen wertvollen Raum der Sorge. Politischer Support ist hier wichtig und richtig.“ (Sören Benn, Bezirksbürgermeister Berlin Pankow, twitter, 07.08.20)
„Es geht hier auch grundsätzlich darum, wo und wie die nächste Generation geboren wird. Wenn wir als Stadt keinen Platz mehr für Hebammen haben, haben wir auch keinen Respekt für die Zukunft unserer Kinder – wollen wir in so einer Gesellschaft leben?“ (Torstraße_225_227, twitter, 07.08.2020)
Wir fordern:
- Aramid Immobilien auf, den Erhalt der Räumlichkeiten in der Paul-Robeson-Str. 38 durch eine finanzierbare Mietvertragsverlängerung zu sichern und eine langfristige Perspektive für das Geburtshaus Maja zu schaffen!
- Die Anerkennung der Relevanz der Geburtshäuser und der Hebammenarbeit als festen Teil des Gesundheitssystems mit entsprechender Förderung!
- Engagement seitens Politiker*innen des Bezirks Pankow und der Stadt Berlin Lösungen zu finden und einen Gewerbeschutz zu etablieren!
Unsere nächsten Aktionen:
- Kundgebung „Selbstbestimmt gebären und leben in unserem Kiez“ und bunter Protest am 03.09.2020, 18 Uhr vor dem MAJA, Paul-Robeson-Straße 38, 10439 Berlin
- Veranstaltung zu Frauen*gesundheit am 22.09.20, 19 Uhr, Ort ausstehend
Wir bitten Sie, unserer zeitlich limitierten und sehr heiklen Lage, sowie unseren Forderungen, Gehör und Stimme zu verleihen. Bitte begleiten Sie uns dabei, wenn wir als #MAJAbleibt Kampagne in die Öffentlichkeit treten und Gesicht zeigen – als Akt der Solidarität für alle Berliner*innen! Wir hoffen auf Ihre Rückmeldung und eine erfolgreiche Zusammenarbeit!
Für Rückfragen, Interviews und (Kiez-)Geschichten stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Beste Grüße
Die Hebammen und das Presseteam von #MAJAbleibt
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Vanessa Böhm (Geschäftsleitung): 0175 668 51 91
Susanne Grünhagen (Geschäftsleitung/Gründerin): 0152 214 774 77
Website: www.geburtshaus-maja.de
E-Mail: zukunft-geburtshaus@riseup.net / Facebook/Twitter: @MajaGeburtshaus