Zum internationalen 8. März
Redebeitrag auf der Kundgebung
Jede schwangere Person hat ein Recht auf eine Hebammenbegleitung. Sie sollte entscheiden können, in welchem Umfang sie von Hebammen und Gynäkolog:innen betreut wird, und wo sie ihr Kind gebärt. Was wir dafür brauchen, sollte eigentlich klar sein: eine vertrauensvolle und respektvolle 1:1 Betreuung. Ehrliche Aufklärung und eine wertschätzende Unterstützung in jedem Entscheidungsschritt.
Die Realität sieht oft anders aus, und Wahlfreiheit ist auch eine strukturelle Frage. Zum Beispiel werden die Kosten für eine außerklinische Geburt nicht vollumfänglich von den Krankenkassen getragen, müssen also anteilig selbst finanziert werden. Und da der Hebammenmangel hoch ist und es nur wenige Geburtshausplätze gibt, melden sich Menschen teilweise schon ab der 5. Schwangerschaftswoche dafür an. Viele gewollt Schwangere wissen zu diesem Zeitpunkt aber oft noch gar nicht, welche Angebote es überhaupt gibt.
Um eine Schwangerschaft selbstbestimmt gestalten zu können, muss ich wissen, was ich will und was mir guttut. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema macht dies schwierig:
Einerseits wird die Zeit rund um die Geburt eines Kindes romantisiert, und von gebärfähigen Menschen wird erwartet in ihrer sogenannten Mutterliebe aufzugehen.
Andererseits werden Schwangerschaft und Geburt vermehrt pathologisiert und als ein Zustand wahrgenommen, der kontrolliert werden muss. Durch den ökonomischen Druck und der Sorge vor juristischen Folgen führt das häufig dazu, dass auf die individuellen Bedürfnisse des schwangeren Menschen nicht eingegangen wird. Zum Beispiel in Form eines Überangebots an Untersuchungen. Das Gefühl für den eigenen Körper, den selbstbestimmten Plan kann dabei schnell verloren gehen.
Wo sich ein Mensch wohl und sicher fühlt, ist sehr individuell. Wenn die Klinik als einzig sicherer Ort für eine Geburt dargestellt wird, wird Schwangeren die Fähigkeit zur verantwortungsvollen Entscheidung und zum Gebären abgesprochen. Die Gebärende wird dadurch in eine passive Rolle gedrängt und es entstehen leicht eine Reihe von nicht notwendigen Interventionen und Grenzverletzungen. Das ist Gewalt! Gewalt in einer Situation, die ohnehin eine Grenzerfahrung ist. Gewalt, die nicht zufällig ist! Es gibt seit jeher ein patriarchales Interesse daran, gebärfähige Menschen in ihren reproduktiven Rechten zu unterdrücken.
Und auch, dass es keine sichergestellte Hebammenversorgung gibt, ist kein Zufall! Hebammenarbeit wird seit Jahrtausenden hauptsächlich von Frauen*Inter*Trans-Personen ausgeführt und dreht sich um nicht-cis-männliche Menschen. Beides ist aus patriarchaler Sicht belanglos bis bedrohlich.
Deswegen muss die Stärkung von Hebammen ein feministischer Kampf sein! Denn starke Hebammen können gute Hebammenarbeit leisten. Und gute Hebammenarbeit stärkt gebärfähige Menschen.
Redebeitrag auf der Kundgebung „Wir kriegen die Krise!“ am 8.März 2021
Vanessa Böhm (Geschäftsleitung): 0175 668 51 91
Susanne Grünhagen (Geschäftsleitung/Gründerin): 0152 214 774 77
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E-Mail: zukunft-geburtshaus@riseup.net / Facebook/Twitter: @MajaGeburtshaus